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Über die Gemeinnützigkeit und gesellschaftliche Verantwortung des Blutspendedienstes des BRK

Ein Beitrag von Stefanie Sklarzik vom 02.11.2017
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Des Öfteren sieht sich der Blutspendedienst des Bayerischen Roten Kreuzes (BSD) mit dem Vorwurf des Gewinnstrebens, manchmal salopp als „Geldmacherei“ formuliert, konfrontiert. Die unentgeltliche Blutspende beim BSD und dessen Handeln werden von Seiten der Öffentlichkeit, wie Medien und teilweise auch Blutspendern, fehlgedeutet und verurteilt. Uns ist wichtig, die Bedeutung unserer gemeinnützigen Arbeit wie auch unser Selbstverständnis als verantwortungsvolles Unternehmen, welches für das Gemeinwohl in der Gesellschaft eintritt, zu veranschaulichen.

Der Blutspendedienst des BRK (BSD)...

  • ist ein eigenständiges Unternehmen mit der Rechtsform einer gGmbH. Das „g“ steht für „gemeinnützig“ über die gesamte Wirkungskette hinweg: vom Spender bis zum Empfänger.
  • verkauft nicht das gespendete Blut, sondern die daraus unter Einsatz von professionellem Personal und aufwändiger Technik hergestellten Blutpräparate, aber nur in Höhe der Kosten, die zuvor aufgewendet worden sind –  etwa für die Bewerbung sowie Organisation der Blutspendetermine, für den Transport, die Laboruntersuchungen und die Weiterverarbeitung sowie Herstellung, Einlagerung und Auslieferung von Präparaten. Zudem sind dauerhaft enorme finanzielle  Investitionen in die Infrastruktur und die Sicherheit der Blutprodukte zu leisten.
  • gewährleistet so eine umfassende und sichere Versorgung mit Blutprodukten in Bayern, an 365 Tagen im Jahr rund um die Uhr – auch im Katastrophenfall.
  • erhält keinerlei Geldspenden oder Subventionen von öffentlichen oder privaten Institutionen.
  • strebt weder nach Gewinn, noch schüttet er Gewinne aus und hat in dem schwierigen Umfeld der Gesundheitswirtschaft allergrößten Aufwand die erforderlichen Investitionen zu refinanzieren sowie weiterhin hochqualifiziertes Personal im erforderlichen Umfang zu gewinnen.  
  • ist dankbar für knapp 250.000 aktive Blutspender in Bayern, die auf den Blutspendeterminen aus Nächstenliebe für das Leben anderer Menschen und – ebenso wie der BSD – für das Gemeinwohl eintreten.

Merkmale einer gemeinnützigen Rotkreuzorganisation  

  • Das Blutspendesystem in Bayern und ganz Deutschland beruht dank des BSD und der Rotkreuz-Blutspendedienste zu 70 Prozent auf gemeinnütziger Basis. Es zeichnet sich durch höchste Sicherheit bei niedrigen Kosten aus. Im europäischen Vergleich liegen die Preise für eine Blutkonserve in Deutschland auf preiswertestem Niveau bei höchsten Sicherheits- und Qualitätsstandards. Vergleichbare Präparate kosten in anderen EU-Ländern bis zu 50 Prozent mehr.
  • Neben den gesetzlichen Vorschriften der Bundesrepublik Deutschland folgt der BSD den ethischen Grundsätzen des Roten Kreuzes. Diese Grundsätze werden auch von der Weltgesundheitsorganisation, dem Europarat und der Internationalen Gesellschaft für Transfusionsmedizin getragen.
  • Die Unterstützung der Blutspende durch das Ehrenamt des Roten Kreuzes ist wesentlicher Garant für die nachhaltig niedrigen „Verkaufspreise“ der hergestellten Blutpräparate und Dienstleistungen an die Kliniken.
     

Kernpunkte dieses Ethischen Kodex sind:

- eine Blutspende muss unter allen Umständen freiwillig sein

- finanzieller Gewinn darf kein Motiv für den Spender und die Betreiber einer Blutspendeeinrichtung sein

- die freiwillige unbezahlte Blutspende soll stets gefördert werden

  • Die Sicherung der Liquidität ist Zeichen eines verantwortungsvollen Wirtschaftens. Darunter fällt auch, dass die Zahlungsfähigkeit für Personal-Gehälter und zur Aufrechterhaltung des Betriebes (und damit der Sicherung der Versorgung der Kranken und Verletzten in Bayern) in allen Tätigkeitsbereichen jederzeit gesichert bleibt.
  • Eventuelle Überschüsse werden satzungsgemäß innerhalb kurzer Zeit für notwendige Reinvestitionen und Modernisierungen im Rahmen des Zweckbetriebs verwendet (z.B. Fuhrpark, Laborausstattung, Testentwicklung), oder für entsprechende Phasen der finanziellen  Unterdeckung angespart.
  • Das Finanzamt überwacht die Einhaltung aller wirtschaftlichen und gemeinnützigkeitsrechtlichen Vorgaben.
    Die Jahresabschlüsse werden jährlich im Bundesanzeiger veröffentlicht.
  • Spezielle Aufsichtspflichten obliegen auch den medizinischen und pharmazeutischen Behörden.
  • Gemeinnützigkeit ist und bleibt ein Alleinstellungsmerkmal des BSD und aller Rotkreuz-Blutspendedienste in Deutschland zur Gewährleistung der Versorgungssicherheit.
  • Zudem sehen sich die Rotkreuz-Blutspendedienste als Versorgungseinrichtungen auch in der Pflicht und Verantwortung, wissenschaftliche Forschung zu unterstützen. Dies dient der Weiterentwicklung der transfusionsmedizinischen Versorgung der Bevölkerung und damit dem allgemeinen Interesse des Landes und ist in der Satzung so vorgesehen. 
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Stefanie Sklarzik

Seit 2015 beim BSD. Liebt Sport, besonders outdoor, am besten jeden Tag, und engagiert sich GEGEN GLEICHGÜLTIGKEIT!

Kommentare

C. Hannig 28.11.2017, 20:49 Uhr
Sehr geehrte Frau Sklarzik, wie fördert man Interesse an Gemeinützigkeit und Gemeinschaft nützlichem Verhalten? Mit positiven Erlebenissen und Botschaften! Ich habe mich auf den heutigen Blutspendetermin in Aschau im Chiemgau gefreut. Ich habe 25 Kollegen aufgerufen mitzukommen. Davon waren gerade mal 5 bereit. Als wir um 17:15 reinkommen, heißt es die Wartezeit allein für den Arztbesuch beträgt 30 Minuten. 3 Kollegen, die 35 km entfernt zu Hause sind, sind direkt umgedreht. Ich habe mit meiner Kollegen alleine 1 Std und 25 Minuten auf die ärztliche Kontrolle gewartet. Ich sah nur einen einzigen "Arzt", der mindestens schon 83 Jahre alt war und hinter mir eine Schlange von mindestens 65 Personen!!! Es kommen Frauen, die abends ihre Kinder ins Bett bringen müssen, Frauen und Männer nach der Arbeit, die schon wieder seit dem Mittagessen einen flauen Magen bekommen und wir warten und warten und warten. Spenden muss Spaß machen, muss in verhältnismäßigem Aufwand stehen. Ich bin nach 1 Std und 25 Minuten mit vielen anderen gegangen, auch sind vor mir viele gegangen, als sie nur auf die Menschenmasse vor dem "Arztzimmer" geblickt haben. Die Blutspendetermine hier im Umkreis sind a) zu selten und b) schlecht organisiert. Man sagte mir, man hätte mit dem Ansturm nicht gerechnet. Das ist für mich keine Entschuldigung!!! Die Bewerbung war diesmal entsprechend plakativ und präsent. Da musste man mit dem Ansturm rechnen. Eher organisieren Sie eine Überbesetzung, als eine Unterbesetzung an Fachpersonal. Davon abgesehen, kann man bei einem geschätzt 85 -Jährigen, nicht mehr von Fachpersonal sprechen. Dem Mann sein Ehrenamt in Ehren... aber die Arbeitsgeschwindigkeit alleine ohne Kollegen, kann man nicht mehr gegen Massen Spendenwilliger verwenden. Was wollen Sie erreichen? Menschen, die bereit sind, trotz vieler Bedenken und Ängsten zum Blutspenden zu bewegen. Das ist mit guter Bewerbung und Organisation auch leichter! Schade um die vielen Menschen, die kamen und nicht ihr Blut gespendet haben, weil dieser Blutspendetermin schlecht organisiert war. Zu bemerken ist, dass ich bisher schon 32 mal Blut gespendet habe ( in München und Landkreis München) und so etwas noch nie erlebt habe. Normal ist eine Stunde, alles in allem. Aber hier in Aschau sprechen wir von 2,5 Stunden!! Wie sehen Sie das? Freundliche Grüße aus dem Chiemgau Claudia Hannig

Stefanie Sklarzik 05.12.2017, 12:34 Uhr
Sehr geehrte Frau Hannig,
vielen Dank für Ihre Nachrichten, welche Sie uns über die verschiedenen BSD-Kanäle geschickt haben. Natürlich möchten wir Ihnen antworten und einige Sachverhalte gern näher erläutern. Für die Unannehmlichkeiten, die Ihnen bei Ihrer letzten Blutspende wiederfahren sind, möchten wir uns zutiefst entschuldigen und Ihnen versichern, dass wir das Feedback unserer Spender stets ernst nehmen. Zunächst aber auch ein herzliches Dankeschön für Ihr gesellschaftliches Engagement, das Sie durch Blutspenden den Patienten, die darauf angewiesen sind, entgegenbringen. 
Sie haben Recht – lange Wartezeiten bei Blutspendeterminen sind eine Zumutung. Spender investieren wertvolle Zeit und sollten natürlich nicht unnötig warten müssen, schon gar nicht so lange, wie Sie in Aschau gewartet haben. Das ist nicht vertretbar!
Nach unserer Recherche waren bei diesem Termin zwei Ärzte vor Ort im Einsatz. Wahrscheinlich hatten Sie nur einen gesehen. Für die Spenderanzahl, die ursprünglich geplant war, hätten zwei Ärzte auch ausgereicht, ohne dass lange Warteschlangen entstanden wären. Allerdings war die Spenderanzahl in der Realität stark erhöht. Im Nachgang lässt sich das dadurch erklären, dass es sich bei dem Termin in Aschau um einen kombinierten Termin mit Blutspende UND Typisierung für die Aktion Knochenmarkspenderdatei (AKB) handelte. Dadurch ergab sich darüber hinaus die deutlich erhöhte Anzahl von Erstspendern auf dem Termin. Für Erstspender wiederum wird beim Blutspendeablauf einfach mehr Zeit benötigt – durch den erhöhten Aufklärungs- und Informationsbedarf im Rahmen der Anamnese. Im Endeffekt ist die extrem lange Wartezeit in Aschau tatsächlich als eine Verkettung verschiedener Umstände zu bewerten, die zu Zeitverzögerungen führten.
Hinzu kommt, dass es sich erst um den zweiten Termin in Aschau handelte und hier noch Erfahrungswerte gesammelt werden müssen, was die Spenderplanzahl betrifft.  Seien Sie sicher, dass sich der BSD derartige Erfahrungen stets zum Anlass nimmt, die Abläufe auch auf einzelnen Terminen zu hinterfragen und um Optimierungen bemüht ist. Dies betrifft sowohl die Bewerbung im Vorfeld, als auch die Abwicklung vor Ort mit Blick auf den Personaleinsatz.
Wir würden uns freuen, wenn Sie der Blutspende beim BSD nicht den Rücken kehren und wünschen uns, dass Sie sich auch nach dem negativen Erlebnis in Zukunft weiter für die Patienten in Bayern einsetzen!
Wir möchten Sie auch noch darauf hinweisen, dass  Aschau nicht die einzige Blutspende-Gelegenheiten bietet. Sofern man entsprechende Mobiltätsmöglichkeiten besitzt, kann im Umkreis alternativ beispielsweise auch in Bernau am Chiemsee, Prien und Samerberg gespendet werden (In Samerberg sind wir im Frühling allerdings erst das erste Mal.) Ein Stück weiter Richtung Rosenheim haben wir noch Rohrdorf und Raubling. Landkreisübergreifend gibt es noch Chancen in Übersee, Grassau und Unterwössen. 
Herzlichen Dank für Ihr Verständnis und freundliche Grüße!
i.A. Stefanie Sklarzik

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